Kantersieg im Duell der Tabellenhälften

Die Tabelle lügt nicht, dies zeigt der jüngste Spieltag in der Nationalliga B des Schweizer Eishockeys. In der jüngsten Vollrunde der Qualifikation stand die «Top 5» den Clubs der Tabellenränge 6 bis 10 gegenüber. Nach den 32 vorangegangenen Runden sollte die Rangliste zudem solide genug gewesen sein, um darüber Auskunft zu geben, welches Team welche Leistungen erbracht hat.

Nicht die geringsten Überraschungen waren zu beobachten: In den fünf Begegnungen setzten sich ausnahmslos die Favoriten durch. Anbei die Übersicht chronologisch der Rangliste – einzig die Lakers spielten auf fremdem Terrain.

    Tore Punkte  
         
SC Langenthal (1.) EHC Winterthur (10.) 5:2 3:0  
Lakers (2.) EHC Visp (6.) 5:2 3:0  
Olten (3.) Red Ice (7.) 7:6 n.P. 2:1  
La Chaux-de-Fonds (4.) GCK Lions (9.) 6:1 3:0  
HC Ajoie (5.) Hockey Thurgau (8.) 7:1 3:0  
         
GESAMT   30:12 14:1  
         

Die erste Tabellenhälfte gewann also mit grösster Deutlichkeit: 30:12 Tore und 14:1 Punkte sprechen also auch in der Momentaufnahme des Spieltags eine deutliche Sprache.

Kirill Starkov im Team der Runde

Nicht weniger als viermal traf Red Ice Martigny in den ersten 15 Minuten gegen den HC Ajoie. An drei dieser vier Treffer war Kirill Starkov beteiligt. Nachdem nur wenig später auch noch das 5:0 erfolgte, stellten die Walliser das Feuer ein. Erst als die Jurassier auf 5:3 herangekommen waren, gaben sich die Südwestschweizer einen Ruck, um die drei Punkte doch noch zu halten.

Philip Ahlström, der talentierte, junge Verteidiger des SC Langenthal, bereitete schon in den Startminuten den Führungstreffer gegen die GCK Lions vor. Und rund zwanzig Minuten später traf der Schwede mit Schweizer-Lizenz im Power-Play und brachte somit seine Mannschaft auf Siegeskurs. Als einziger Goalie im Jahr 2016 ist einzig Marco Mathis noch ungeschlagen.

Sowohl beim 1:0 wie auch beim 3:1-Siegtreffer (ins leere Tor) hatte Winterthurs Timon Vesely seinen Stock im Spiel. Dank dem Sieg gegen den ambitionierten HC La Chaux-de-Fonds siegten die Zürcher somit in zwei der letzten drei Spielen.

Der EHC Visp siegt erneut, diesmal setzen sich die Walliser gegen Hockey Thurgau durch. Die Ostschweizer sind seit letzter Saison und der Last-Second-Playoff-Qualifikation für Gefahr bis zuletzt bekannt. Umso wichtiger war deshalb die Siegsicherung 37 Sekunden vor Schluss durch Sacha Wollgast.

Im Spitzenkampf zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem EHC Olten setzten sich zuletzt die St. Galler durch. Nachdem Fabian Ganz die Solothurner zehn Minuten vor Schluss in Führung gebracht hatte, gelang Raphael Kuonen der Ausgleich für die Lakers. Und in der vierten Minute der Verlängerung bereitete Kuonen das 3:2 von Leandro Profico vor.

Timon Vesely (Winterthur)

EHC_Winterthur

Kirill Starkov (Red Ice)

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Raphael Kuonen (Lakers)

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Philip Ahlström (SCL)

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  Sacha Wollgast (Visp)

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  Marco Mathis (SCL)

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In der nächsten Runde spielt nun Leader Langenthal gegen Schlusslicht Winterthur. Ob die Tabelle weiterhin spannend bleibt? Die Lakers und Olten, die Teams der Ränge 2 und 3, bekommen es mit den beiden Wallisern-Clubs Visp (6.) und Red Ice (7.) zu tun.

Mikhail Flyagin von Traktor Tscheljabinsk zu Red Ice Martigny

Er spielt mit Schweizer Lizenz für den HC Red Ice Martigny, obschon er in Russland zur Welt gekommen ist und keinen helvetischen Pass besitzt: Mikhail Flyagin. Zum Gespräch mit zweiteliga.org erscheint er mit seinem Teamkollegen Dimitri Malgin, der ihn übersetzt.

«Nach meiner Juniorenzeit erhielt ich einen Vertrag bei Traktor Tscheljabinsk in der KHL. Doch wegen einer Verletzung in der ersten Saison wurde ich zurückgeworfen», erinnert sich Mikhail Flyagin. «Dann wollte man mich in die WHL transferieren, die zweihöchste Liga Russlands.» Er wollte seine Karriere aber lieber in der Schweiz neu lancieren und womöglich in die Kontinental Hockey League zurückkehren.

Und wie ist er zur Schweizer-Lizenz gekommen? «Während fünf Jahren spielte ich im Nachwuchs des HC Lugano. Mit einer russischen Auswahl hatte ich an einem U15-Turnier gespielt und die Tessiner fragten mich an, ob ich bei ihnen spielen wolle.»

Mikhail Flyagin spielte zudem bereits bei Lada Togliatti, doch zu diesem Zeitpunkt spielte diese Mannschaft noch nicht in der KHL. Anders als heute. Derzeit liegt der Traditionsverein auf einem der hinteren Ränge in der Ostgruppe, letzte Saison landete die Mannschaft auf dem 24. von 28 Rängen – um nach vorn zu kommen, braucht Lada den 4×4 sowie es der Lada Niva kennt, das Flaggschiff des namensgebenden Automobilhersteller.

Eigentlich ist Lada Togliatti ein Spitzenteam. Zweimal wurde die Mannschaft 1994 und 1996 Meister in Russland, respektive der GUS, sowie 1995, 1997 und 2005 Vize-Meister. Darüber hinaus gewann dieses Team 2006 den IIHF Continental Cup – als erstes russisches Team – und bereits 1997 den Europapokal. Lada war 1994 der erste Meister, der nicht aus Moskau stammte.

Der Club aus Togliatti (auch Toljatti) spielte die beiden ersten Saisons in der Kontinental Hockey League mit, nach einer vierjährigen KHL-Pause – weil die Wolgar-Arena zu klein geworden war – stieg Lada Togliatti 2014/15 wieder ins Rennen um die wichtigste Trophäe ausserhalb der NHL. Nun tritt die Mannschaft in der 6122 Zuschauer fassenden Lada-Arena an.

Mikhail Flyagin

Der EHC Visp bietet am meisten fürs Geld

Zehn Runden sind in der Qualifikation im NLB-Eishockey gespielt. Zeit also zu schauen, wo es am meisten Tore fürs Geld gibt. Dies ist mit weitem Abstand im Wallis der Fall, beim EHC Visp, gefolgt von Red Ice Martigny und dem SC Langenthal. Am wenigsten Treffer zu sehen sind dann, wenn die Lakers auf dem Eis stehen, nämlich deren 63.

Witziges Detail am Rande: Die Bandbreite erstreckt sich von 63 bis 88 Tore – und dennoch ist es gleich drei Temas gelungen, ihren Zwischenhalt bei 69 Toren zu halten: Olten, La Chaux-de-Fonds und Thurgau. Die Rangierung erfolgt aufgrund des besseren Torverhältnisses.

Zweiteliga.org liefert die Rangliste des Torschnitts:

 

Rang Club Tor Verhältnis Tore Total Spiele Schnitt
1 EHC Visp 46:42 88 10 8,8
2 Red Ice 36:37 73 10 7,3
3 SC Langenthal 40:30 70 10 7,0
4 GCK Lions 21:49 70 10 7,0
5 EHC Olten 39:30 69 10 6,9
6 HC La Chaux-de-Fonds 36:33 69 10 6,9
7 Hockey Thurgau 34:35 69 10 6,9
8 EHC Winterthur 28:40 68 10 6,8
9 HC Ajoie 38:27 65 10 6,5
10 SC Rapperswil Jona Lakers 34:29 63 10 6,3

 

Die Litternahalle des EHC Visp (Bild: Wikipedia/California Hockey).
Die Litternahalle des EHC Visp (Bild: Wikipedia/California Hockey).

Red Ice will ins Halbfinale

Seit mehreren Jahren gehört Red Ice Martigny zu den besten Adressen in der Nationalliga B, in den letzten beiden Jahren war die Mannschaft von Trainer Albert Malgin jeweils in der «Top 4» platziert. Und auch in der laufenden Saison bewegen sich die Südwestschweizer in der vorderen Tabellenhälfte. «Zweiteliga.org» hat sich mit Mathias Farquet, Medienchef von Red Ice Martigny unterhalten.

 

Mathias Farquet, seit drei Jahren ist Red Ice oft in der «Top 3» anzutreffen. Was ist das Geheimnis hinter diesem Erfolg?
Mathias Farquet: In erster Linie die Arbeit. Die Arbeit von Trainer Albert Malgin zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten fünf Saisons. Er hat dem Team eine Persönlichkeit gegeben. Es ist ein Team, das keine Stars hat, sondern die Mannschaft ist der Star. Die Atmosphäre im Team ist sehr gut, trotz Wechseln im Kader. Eine weitere grosse Qualität in den vergangenen Saisons war das Verteidigungssystem.
Ist der aktuelle Erfolg eine Überraschung für Sie?
Nein. Kontinuierliche Arbeit zahlt sich immer aus. Trotz allem, was manche glauben, ist Red Ice ein stabiles und ausgeglichenes Projekt, das seit acht Jahren vorangeht. Diese Stabilität wird in sportlicher Hinsicht widergespiegelt.
Was ist das Ziel des Klubs in dieser Saison?
Wie alle anderen auch, ist das erste Ziel die Qualifikation für die Play-offs … danach ist alles möglich. Natürlich möchten wir mindestens so gut wie im letzten Jahr sein und mindestens das Halbfinale erreichen. Aber die Meisterschaft ist sehr eng.
Wie beurteilen Sie den NLB in dieser Saison?
Sie ist sehr gut und vielleicht sogar noch einmal homogener geworden. Verglichen mit vor fünf bis zehn Jahren ist das Niveau der NLB noch einmal deutlich gestiegen.

 

Was sind Ihre Eindrücke von den beiden neuen Teams in der Liga?
Der EHC Winterthur ist eine sehr positive Überraschung. Auch ohne Ausländer spielen sie sehr gut und mit hohem Tempo. Wir werden sehen, ob sie ihren Rhythmus halten können. Dass die Rapperswil-Jona Lakers an der Tabellenspitze die SCL Tigers ersetzen, überrascht nicht. Sie sind ein sehr schwerer Gegner.

Albert Malgin, Trainer von Red Ice Martigny (Bild: Wikipedia/SBo).
Albert Malgin, Trainer von Red Ice Martigny (Bild: Wikipedia/SBo).