Die Relegations-Helden der 2. Bundesliga sind vorprogrammiert

Die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem 1. FC Magdeburg und dem SC Paderborn 07 ein drittes Team aus der 3. Liga aufsteigt ist gross. Es wäre der Karlsruher SC, der direkt nach dem Abstieg wieder zurückkehrt. Die Aufstiegshelden sind vorprogrammiert: Zum zehnten Mal wird die Relegation von der 3. Liga in die 2. Bundesliga ausgetragen – und nur zweimal konnte sich das höherklassige Team durchsetzen: 2013 konnte Dynamo Dresden gegen den VfL Osnabrück den Klassenerhalt schaffen und 2015 gelang dies dem TSV 1860 München gegen Holstein Kiel. Die anderen sieben Mal siegte das Team aus der unteren Liga. Nun tritt der Karlsruher SC gegen den FC Erzgebirge Aue an, mit einer Statistik im Rücken, die den KSC zum Favoriten stempelt.

Anders sieht es bei der Relegation zur Bundesliga aus. Dort tun sich die Vertreter der 2. Bundesliga ungleich schwerer. 19mal wurde die Relegation zur Bundesliga bislang durchgeführt und nur fünfmal konnte sich der Zweitligist durchsetzen. Die fünf letzten endeten alle mit einem Sieg des Bundesligisten. Mit einem Sieg über den VfL Wolfsburg könnte Holstein Kiel also Geschichte schreiben.

Im Stadion des Karlsruher SC (Bild: Wikipedia/Brian Kohn).

Nürnberg während 113 Minuten in der Bundesliga

Der 1. FC Nürnberg hätte den Aufstieg mehr als nur verdient. Während der 180 Minuten der Relegation war das Team – virtuell gesehen – wesentlich länger als die Eintracht Frankfurt für die Bundesliga qualifiziert.

Die Rechnung im Detail: In der 43. Minute im Hinspiel ging Nürnberg in Führung. Dank der Auswärtstorregel war die Mannschaft ab diesem Zeitpunkt für die höchste Spielklasse des deutschen Fussballs qualifiziert – bis zur 66. Minute, als Frankfurt das 1:0-Auswärtstor gelang. Bei diesem Spielstand sollte es im Relegations-Rückspiel bleiben, womit die Eintracht den Klassenerhalt schliesslich doch noch geschafft hatte.

So lange waren die Teams qualifiziert:

Nürnberg: 113 Minuten

Frankfurt: 24 Minuten

Kein Team: 43 Minuten

Oder anders gesagt: Nürnberg war viermal länger für die Bundesliga qualifiziert als die Eintracht.

Dies ist ähnlich wie im letzten Jahr zwischen dem Karlsruher SC und dem Hamburger SV. Weil der KSC damals schon in der vierten Minute Auswärts in Führung ging und sich erst im Rückspiel abfangen und in der Verlängerung schlagen liess, war das Team aus der 2. Bundesliga bereits letzte Saison mehrheitlich qualifiziert (Wegen der Verlängerung in einem Spiel beträgt das Total 210 Minuten):

Karlsruhe: 176 Minuten

HSV: Nur 5 Minuten

Kein Team: 29 Minuten

Blick ins Stadion des 1. FC Nürnberg (Bild: Wikipedia/Markus Unger).
Blick ins Stadion des 1. FC Nürnberg (Bild: Wikipedia/Markus Unger).

KSC war 176 Minuten qualifiziert, HSV nur 5

Karlsruhe bleibt in der zweiten Bundesliga. Obschon das Team in der Relegation fast immer die Nase vorne hatte.

In der vierten Minute war der KSC im Hinspiel in Führung gegangen. Ab diesem Zeitpunkt war die Mannschaft virtuell gesehen aufgestiegen – auch nach dem Ausgleich durch des Hamburger SV. Dies dank der Auswärtstorregel.

Und Karlsruhe blieb auch im Rückspiel vorne, für volle 90 Minuten. Erst da viel das 1:1 durch den HSV, der erneut in Rückstand geraten war.

Alles in allem war der KSC während 176 Minuten für die erste Bundesliga qualifiziert, der HSV 5 Minuten (dank dem Treffer in der Verlängerung). Und nur während 19 Minuten war kein Team qualifiziert.

 

Das Wildparkstadion des Karlsruher SC (Bild: Wikipedia/Martin Dürrschnabel).
Das Wildparkstadion des Karlsruher SC (Bild: Wikipedia/Martin Dürrschnabel).

Der 1:1-«Sieg»: Vorteil KSC

Karlsruhe erreicht in der Relegation beim Hamburger SV ein 1:1-Unentschieden. Dank der Auswärtstorregel muss des HSV nun gewinnen oder ein Unentschieden mit mindestens zwei Toren holen.

Ein 0:0 daheim und ein 1:1 auswärts, wie Hamburg vor Jahresfrist gegen Greuther Fürth zeigte, reicht nicht mehr.

Seit die Relegation 2009 wieder eingeführt wurde, setzte sich viermal der Höherklassige durch (1. FC Nürnberg, Borussia Mönchengladbach, Hoffenheim und Hamburg). Zweimal siegte die Mannschaft aus der zweiten Bundesliga (1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf).

Dank dem 1:1-«Auswärtssieg» weiss der KSC nun einen leichten Vorteil auf seiner Seite. Das Rückspiel folgt nun am Montag in Karlsruhe (19.00 Uhr).

War das Spiel gegen Karlsruhe das vorerst letzte Heimspiel in der 1. Bundesliga (Bild: Wikipedia/Frisia Orientalis).
War das Spiel gegen Karlsruhe das vorerst letzte Heimspiel in der 1. Bundesliga (Bild: Wikipedia/Frisia Orientalis).

Eine Relegation wie ein Cup-Finale

Die Namen der Kontrahenten sind wohlklingend: Hamburger SV und Karlsruher SC. Zieht man den Fokus auf das ein und andere Jahrzehnt auf, kann so auch ein Pokal-Finale heissen.

Doch nun geht es darum, wer nächste Saison in der 1. und wer in der 2. Bundesliga anzutreten hat. Der KSC will nun an die goldenen Zeiten anknüpfen. Nur noch zwei Spiele, 180 Minuten, trennen ihn davon.

Der HSV dagegen will den Platz in der höchsten Liga behalten, als einziges Team sind die Hanseaten noch nie abgestiegen – seit 52 Jahren. Nur noch zwei Spiele, 180 Minuten, trennen den HSV vom Ligaerhalt.

Der KSC will zurück in die Bundesliga und an die grosse Vergangenheit anknüpfen, Halbfinale im UEFA-Pokal (1993/94) sowie zweimal Achtelfinale (1996/97 und 1997/98) sowie deutscher Meister (1909) und Pokal-Sieger (1955 und 1956).

Freilich wird der HSV dazu nicht Spalier stehen. Der sechsfache Meister und dreifache Pokalsieger will sich selbst wieder nach vorne orientieren. Heute Donnerstag um 20.30 Uhr will Hamburg im Heimspiel vorlegen.

Die Hamburger Imtech-Arena (Bild: Wikipedia/Frisia Orientalis).
Die Hamburger Imtech-Arena (Bild: Wikipedia/Frisia Orientalis).