Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen: Nie geführt, aber Klassenerhalt geschafft

Italien und Grossbritannien haben an der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei den Klassenerhalt geschafft. Insbesondere die Hockeycracks aus Grossbritannien zeigten sich als aussergewöhnliche Gentlemen: Das Team von der Insel führte in den 422:03 Spielminuten keine einzige Sekunde. Stets wurde dem Gegner der Vortritt gelassen. Und im entscheidenden, siebten Spiel, dem Abstiegskracher gegen Frankreich, lagen die Briten bereits mit 0:3 zurück und dabei auf bestem Weg zurück in die Division 1A. Doch dann gelang dem Team innerhalb von etwas mehr als zehn Minuten der Ausgleich und nach 2:03 Minuten in der Verlängerung der Siegtreffer und der Klassenerhalt, mit 9:41 Toren und zwei Punkten. Frankreich steigt mit gleichvielen Punkten wegen der verlorenen Direktbegegnung ab, ohne einen Sieg zu realisieren (der zweite Punkt stammt aus dem verlorenen Penaltyschiessen gegen Dänemark).

Italien bestritt seine ersten sechs Duelle ebenfalls ohne je in Führung gelegen zu haben, erst im Abstiegsfight gegen Österreich führte Bella Italia zumindest zweimal, einmal für 1:26 Minuten und einmal 2:48 Minuten. Im Penaltyschiessen gelang dann jedoch den Italienern der Sieg und der Klassenerhalt.

Daniel Gerber

EHC Olten-Stürmer mit Italien an der Eishockey-WM

«Die Schweiz ist meine zweite Heimat», sagt Luca Zanatta (27). Der Stürmer des Swiss-League-Teams EHC Olten steht mit der italienischen Mannschaft bei der Eishockey-WM in der Slowakei auf dem Eis.

Zum zweiten Mal in seiner Länderspiel-Karriere trat Luca Zanatta gegen die Schweiz an. Das Duell ging standesgemäss deutlich verloren (9:0), mit 19:03 Minuten Eiszeit stand nur ein andere italienischer Spieler noch länger auf dem Eis als Zanatta.

Ein Duell mit der Equipe von Patrick Fischer ist für ihn jeweils etwas besonders. «Als Kind lebte ich acht Jahre hier in der Schweiz. Weil er die Juniorenstufen beim HC Lugano durchlief, spielt er mit Schweizer-Lizenz. Vater Ivano Zanatta war Assistenztrainer: «Wir waren ihm in die Schweiz gefolgt, die Stadt und der See waren schön und das Wetter wunderbar.»

Martigny und Olten

Als Vater dann einen Trainer-Job in der KHL bei St. Petersburg erhielt, zog der Rest der Familie nach Italien zurück. Luca Zanatta heuerte beim norditalienischen Team SG Cortina an. Bald folgte das erste Aufgebot für Italiens Nationalteam und 2014 kehrte der mittlerweile 23-Jährige in die Schweiz zurück, ins Wallis, in die Swiss League zu Red Ice Martigny.

Drei Saisons später erfolgte der Wechsel zum EHC Olten, wo er in zwei Saisons 92 Spiele bestritt und 22 Skorerpunkte lieferte. Mit dem Team aus der Dreitannenstadt erreichte er je einmal das Finale und einmal das Halbfinale.

Über 50 Länderspiele

Luca Zanatta kommt auf inzwischen über 50 Länderspiele. «Ich zähle die Einsätze nicht, andere haben noch mehr Spiele bestritten. Mehr und mehr gehöre ich aber zu den Leadern im Team.»

Ziele: Aufstieg und Liga-Erhalt

Der EHC Olten ist zu einem Spitzenteam geworden, das den Aufstieg anstrebt (drei Finals in den letzten sieben Saisons). «Ich spiele mit Olten um zu gewinnen.» Mit dem EHCO soll die Liga verlassen werden. Und auch mit Italien spielt er um zu gewinnen – in diesem Falle mit dem Ziel, die Liga zu erhalten. «Das Ziel ist, in der Top-Division zu bleiben, wir wollen uns nun auf diesem Level halten.» In der vergangenen Saison ist Luca Zanatta mit Italien aus der Division 1A in die höchste WM-Klasse aufgestiegen. Zu seinen schönsten Erlebnissen mit dem italienischen Team gehört der Aufstieg im vergangenen Jahr oder auch die WM in Köln. «Wenn ich das Shirt überziehe, ist das etwas Besonderes.»

Daniel Gerber

Luca Zanatta (Bild: Presse EHC Olten).

Rächen sich Schweizer jetzt für Eisgenossen-Pleite?

Das Fussball-Sommermärchen geht für die Schweiz und für Schweden weiter. Es kommt somit auf dem Rasen zu einer möglichen Knock-out-Revanche der besonderen Art: Erst im vergangenen Monat musste sich die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft bekanntlich erst im Finale geschlagen geben. Der Gegner damals im Penalty-Schiessen: Schweden! Xherdan Shaqiri, Breel Embolo und Granit Xhaka können sich nun für diese Finalniederlage «rächen», indem sie die Fussball-Schweden nach Hause schicken.

Aber Achtung: Die Schweden haben bereits acht WM-Title aus dem Rennen geworfen (Italien vier und Deutschland vier).

Schweden kippte Italien, Deutschland, Niederlande raus

Deshalb ist zur Vorsicht vor den Nordländern gemahnt, auch wenn die Schweiz eine positive Bilanz gegen diese Mannschaft hat (28 Spiele, 11 Siege, 7 Unentschieden, 10 Niederlagen). Insbesondere für Schweden handelt es sich bei der Qualifikation fürs Achtelfinale um einen riesigen Kraftakt. Denn die Skandinavier starteten als Aussenseiter ins WM-Abenteuer. Aus dem Topf 3 in die Gruppe F gelost, schien das Schicksal mit den beiden Giganten Mexiko und Deutschland zum Vornherein besiegelt.

Bereits der Weg ans Turnier war für die Nordländer ein hartes, mühseliges Stück Arbeit: Bereits in der Qualifikation fand sich Schweden im dritten Lostopf. Die Mannschaft wurde in die Gruppe gelost, in der sich mit Frankreich und den Niederlanden zwei ganz grosse Namen befanden. Frankreich lag zum Zeitpunkt der Auslosung auf Rang 22 der FIFA-Weltrangliste und die Niederlande sogar auf Position 5. Schweden dagegen war auf Rang 33 zu finden.

Doch es gelang den Schweden, sich den zweiten Rang vor den Niederlanden zu sichern. Dadurch gelangte dieses Team unter die acht besten Gruppenzweiten – und wieder im tieferen Lostopf. Der nächste Gegner? Italien, der vierfache Weltmeister. Mit 1:0-Toren setzte sich Schweden durch. Und am dritten Gruppenspieltag in Russland zog das Team nun auf Kosten von Deutschland ins Achtelfinale ein.

Schweden vor einem Länderspiel in Österreich (Bild: Wikipedia/Nicholas B).

Italien steigt mit Oltens Zanatta auf – und Schweiz kann gegen Grossbritannien Revanche nehmen

Bei der Weltmeisterschaft 2019 der höchsten Klasse sind diese beiden Aufsteiger aus der Division IA dabei: Italien, das mit drei Spielern aus zwei Schweizer-Ligen aufgestiegen ist, sowie Grossbritannien.

Italien gelingt der Aufstieg auch dank drei «Schweizern»: Mit Verteidiger Luca Zanatta vom EHC Olten stand ein Vertreter der Swiss League im Aufgebot des italienischen Teams. Dazu kommen zwei in der National League vertretene Sportler: Tommaso Goi vom HC Ambri-Piotta und Diego Kostner vom HC Lugano.

Italiens Eishockeynationalmannschaft erreichte den zweiten Rang in der Division IA. Den Gruppensieg errang Grossbritannien. England ist eines von nur acht Teams, welches eine der 81 Weltmeisterschaften für sich entscheiden konnte. Im «ewigen Medaillenspiegel» liegt das Team von der Insel auf dem siebten Rang (1mal Gold, 2mal Silber, 2mal Bronze), noch vor der Slowakei auf Position acht (1mal Gold, 2mal Silber, 1mal Bronze) und vor der Schweiz auf dem neunten Rang (0mal Gold, 2mal Silber, 8mal Bronze). Anno 1936 holte England Gold bei den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen – das Turnier wurde zugleich vom internationalen Eishockeyverband als WM gewertet.

Sollte die Schweiz auf Grossbritannien treffen, kann die helvetische Auswahl eine historische Revanche nehmen. 1909 – im kommenden Jahr als exakt vor 110 Jahren – besiegte England gleich beim ersten Spiel der eigenen Auswahl die Schweiz mit 3:0 bei einem Spiel im französischen Chamonix.

Absteiger in die Division IB ist Polen.

Daniel Gerber

Luca Zanatta hier im Dress des EHC Olten (Bild: Pressedienst EHC Olten).

Island wartet auf WM-Debut – Schweden vor Überraschung

Nach der ersten Europa-Meisterschaft wird Island nun auch seine erste WM bestreiten. 2018 in Russland gibt das Team von der Insel ein Debut. Erst vor kurzem noch aus den unteren Auslosungs-Töpfen gestartet, arbeitete sich die Mannschaft zum Zeitpunkt der Ziehung auf den 23. FIFA-Rang vor und wurde erstmals Topf 2 zugeordnet. In der Qualifikation dann liess Island sogar Kroatien hinter sich, das nun in der Barrage Griechenland gegenüberstand.

Vom dritten Topf aus qualifiziert haben sich Polen und Serbien, mit Schweden hat ein drittes Team aus dem dritten Topf noch die Möglichkeit, für eine Überraschung gegen Italien zu sorgen, das Hinspiel endete mit einem 1:0-Sieg für die Nordländer. Und sollte sich Irland gegen Dänemark durchsetzen, ist sogar eine Nation aus dem vierten Topf dabei.

Neben den Nordeuropäern kommt mit Panama ein zweites Land zu seiner ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft: Panama. Von den «bisherigen» war Ägypten am längsten nicht mehr dabei: Die Pharaonen sind erstmals seit 1990 wieder dabei.

Szene aus einem Duell zwischen Dänemark und Island (Bild: Wikipedia / Tobias Klenze / CC-BY-SA 3.0).

Schweden und Montenegro – In fünf von neun Gruppen «regieren» die Underdogs

Wieder zeigen sich die Teams aus den Töpfen drei bis sechs keck. Die Niederlande waren beispielsweise in der Gruppe A auf Rang 1 gesetzt, damals, bei der Auslosung, mit Fifa-Rang 5 vor Frankreich (22) liegend. Jetzt aber bangt die Mannschaft sogar um die Playoffs der Gruppenzweiten, da Schweden, aus Topf 3 kommend, den Niederländern den Rang streitig machen.

In der Gruppe B ist die Fussballwelt in Ordnung, die Schweiz und Portugal liegen auf den Rängen eins und zwei.

Anders in der Gruppe C, wo gemäss den Töpfen Deutschland vor Tschechien liegen müsste. Doch Tschechien findet sich auf Rang vier wieder, dazwischen liegen Nordirland und Aserbaidschan.

Wales und Österreich müssten in der Gruppe D vorne liegen – tun sie aber nicht, auch hier haben die Teams aus den Töpfen drei bis sechs das Ruder übernommen: Serbien und Irland liegen vorne.

Das gleiche Bild in Gruppe E: Statt Rumänien und Dänemark liegen hier Polen und Montenegro an der Spitze.

In der Gruppe F, G und H ist die Topf-Hierarchie wiederum gewährleistet: England führt vor der Slowakei respektive Spanien vor Italien und Belgien vor Bosnien.

In der Gruppe I dagegen dringt ein Topf-drei-Team nach vorn: Die Ukraine liegt gegenwärtig hinter Kroatien auf Position zwei und verdrängt Island auf Rang drei.

In vier der neun Gruppen liegen die Teams von Topf eins und zwei vorne, in den fünf anderen Clubs haben die gegenwärtigen «Underdogs» zwei Runden vor Qualiende das Sagen.

Schweden vor einem Länderspiel in Österreich (Bild: Wikipedia/Nicholas B).