FC Aarau mit bestem Schnitt, FC Wil mit den meisten Punkten

Vor vier Jahren, zur Saison 2012/13 wurde die Challenge League neu als Zehnerliga geführt. Vier Saisons sind mittlerweile ausgetragen. «Zweitliga.org» errechnete die Tabelle, seit dieser Modusänderung. Mittlerweile 15 Mannschaften spielten seither in dieser Liga. In der Gesamttabelle seit der Reduktion auf zehn Mannschaften liegt der FC Wil vor dem FC Winterthur, Lugano und Wohlen.

Den höchsten Punkteschnitt zeigt der FC Aarau (1,82), vor Servette Genf (1,77) sowie dem FC Lugano (1,69).

Rang Team Spiele Siege Remis Lost Tore Punkte Schnitt
1. Wil 142 56 36 50 240:222 204 1,43
2. Winterthur 142 57 29 56 211:191 200 1,40
3. Lugano 108 52 26 30 171:127 182 1,69
4. Wohlen 142 45 36 61 178:220 171 1,20
5. Schaffhausen 106 55 21 40 155:139 156 1,47
6. Chiasso 142 36 48 58 146:196 156 1,09
7. Biel 126 34 36 56 182:209 133 1,05
8. Aarau 70 36 20 14 120:80 128 1,82
9. Servette 72 38 14 20 100:98 128 1,77
10. Vaduz 72 31 17 24 112:86 110 1,52
11. Lausanne 80 31 16 23 108:96 109 1,36
12. Le Mont 70 17 20 33 75:106 71 1,01
13. Bellinzona 36 21 8 7 62:37 64 1,77
14. Xamax 34 15 9 10 53:42 54 1,58
15. Locarno 72 10 20 42 63:138 50 0,69

Biel wurde 2016 aus wirtschaftlichen Gründen im Laufe der Saison die Lizenz entzogen (daher nur 34 Spiele in der Saison 2015/16), Servette (2015) und Biel (2013) mussten ebenfalls aus finanziellen Gründen absteigen.

Nur 5 von 15 Clubs im Plus

In der schweizerischen Super League verfügen nur drei der zehn Teams über ein positives Torverhältnis, in der Challenge League sogar nur deren zwei! Keiner der übrigen 15 Vereine kommt zumindest auf eine ausgeglichene Bilanz, sie blicken samt und sonders auf ein negatives Verhältnis, also 75 Prozent der Clubs der beiden Top-Ligen in der Schweiz.

Besonders heftig sieht dies in der Challenge League aus. Aufstiegsaspirant Lausanne-Sport ist mit 20 Treffern im Plus und der Tabellenzweite FC Wil mit elf Toren. Die anderen Clubs sind samt und sonders im Minus, selbst der Tabellendritte Xamax mit -2, aber Schlusslicht FC Chiasso ist «nur» mit -4 im negativen Bereich. Mit ein Grund dürfte sein, dass die Teams der Ränge 3 bis 10 sich auf nur sieben Punkte verteilen, somit sehr ausgeglichen sind und es dadurch nur wenig bedarf, damit alle knappt im Minus sind.

In der Super League ist das Verhältnis ähnlich: Basel (+30), GC (+10) und YB (+8) sind mit zusammengezählt 48 Treffern im Plus, dahinter haben alle ein negatives Torverhältnis. Selbst der FC Luzern, der mit Platz vier auf einem europäischen Rang liegt (-4).

Daniel Gerber ist freier Mitarbeiter bei «zweiteliga.org» (Bild: zVg).
Daniel Gerber ist freier Mitarbeiter bei «zweiteliga.org» (Bild: zVg).

FC Wils Erhan Yilmaz ist der Effizienteste

Gemessen an seiner Einsatzzeit ist kein Spieler in der Challenge League erfolgreicher als Erhan Yilmaz. Bei seinen fünf Einsätzen in der zweithöchsten Fussball-Liga der Schweiz gelangen dem jungen Athleten nicht weniger als drei Tore. In der letzten Runde sorgte er beispielsweise beim 3:1-Ausswärtssieg beim FC Wohlen mit seinem Treffer zum Schlussstand für die Entscheidung.

Erhan Yilmaz stand aber in dieser Saison nicht insgesamt 450 Minuten auf dem Spielfeld sondern nur 201 Minute. Somit trifft er alle 67 Minuten, einen solchen Schnitt erreicht derzeit kein anderer Sportler in der Liga.

In der Wertung betreffend Anzahl Spiele ist Antonio Marchesano vom FC Biel am erfolgreichsten mit 11 Toren in 11 Spielen (1,0) gefolgt von Jocelyn Roux von Lausanne Sport mit 9 Toren in 13 Matches (0,69) und Yilmaz auf Rang 3 mit 0,6 pro Spiel, was den drittbesten Wert in der Liga darstellt.

Der 21-Jährige Fussballer spielte die letzten beiden Saisons noch in Deutschland in der vierthöchsten Klasse, beim TSV Havelse. Sein neuer Arbeitgeber, der FC Wil, scheint immer besser auf Touren zu kommen, das Team liegt jetzt noch vier Punkte hinter Leader Lausanne und ist damit der erste Verfolger der Romands.

Die IGP-Arena des FC Wil (Bild: Wikipedia/Rocky187).
Die IGP-Arena des FC Wil (Bild: Wikipedia/Rocky187).

Kevin Cooper soll FC Wil in Super League führen

Das Geheimnis ist gelüftet: Kevin Cooper übernimmt per sofort die Geschichte des FC Wil. Bisher trainierte der 40-Jährige Engländer Servette Genf. Als Spieler war er einst unter anderem für Derby County, Norwich City, Cardiff City und etliche andere englische Vereine aktiv.

Mit ihm von Genf in die Ostschweiz wechseln sein Co-Trainer Mario Cantaluppi und Assistens- und Konditionstrainer Gordon Dunlop. Cantaluppi ist bestens bekannt durch seine 4 Tore in 24 Spielen für die Schweizer Nationalmannschaft sowie seine langjährige Zugehörigkeit zum FC Basel, GC, Luzern wie auf dem 1. FC Nürnberg. Viel Know-how zieht also zum FC Wil.

Vor zwei Wochen hatten sich die St. Galler von Coach Fuat Capa und seinem Trainerstab getrennt. Trotz der Wirren rund um Servette Genf führte Gordon Cooper das Team letzte Saison auf den zweiten Rang hinter Aufsteiger Lugano. Trotz dem Zwangsabstieg blieb Cooper vorerst in der Promotion League beim Team, das ihn nun für den Platz an der Seitenlinie beim FC Wil freigegeben hat. Cooper unterschrieb einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2017.

Kevin Cooper trainiert neu den FC Wil (Bild: FC Wil).
Kevin Cooper trainiert neu den FC Wil (Bild: FC Wil).

VerWILen ist das neue veryoungboysen

Der FC Wil ist innerhalb von drei Runden zweimal absoluter Meister im Chancen verpassen und erinnert damit an die BSC Young Boys, die in den letzten Jahren in der Meisterschaft und zuletzt auch im Europa-Cup gute Ausgangslagen nicht nutzen konnten, wodurch der Fachbegriff «veryoungboysen» geboren war.

Lausanne Sport bliebt Leader in der Challenge League (Bild: Wikipedia/Fanny Schertzer).
Lausanne Sport bliebt Leader in der Challenge League (Bild: Wikipedia/Fanny Schertzer).

In der jüngsten Runde in der zweiten Liga der Schweiz hatte der FC Wil im Spitzenkampf die Gelegenheit bis auf einen Punkt an Leader Lausanne Sport heranzukommen. Und tatsächlich führten die Ostschweizer bis 20 Minuten vor Schluss mit 3:0-Toren. Doch aus dem Nichts heraus liess sich das Team die drei Punkte innerhalb einer Viertelstunde – bis zur 85. Minute – noch rauben.

 

Bereits in der sechsten Runde war Wil auswärts bei Le Mont einem Punkt nahe, der durch ein Eigentor in der 90. Minute flöten ging. Ohne den Verlust dieses Zählers und der beiden gegen Lausanne hätte Wil gleich viele Punkte wie Lausanne, das auf 15 Punkten sitzen geblieben wäre. So aber übt sich Wil im verWILen auf Rang 4.

 

Die Tabelle in der NLB ist überdies nach acht Runden ausgesprochen eng, die zehn Clubs verteilen sich auf eine Differenz von nur neun Punkten, die zwischen Leader Lausanne Sport und dem Schlusslicht FC Aarau liegen.

So ein Keser: FC Wil feuert Sportchef

Grosse Ziele, baldiger Erfolg und Beständigkeit, davon sprechen die türkischen Investoren der MNG-Gruppe. Erfolg im Cup, Aufstieg in die Super League und baldiges Sonnen in europäischen Club-Wettbewerben: Für einen ist diese Reise nun nach sieben Spieltagen bereits beendet – Sportdirektor Erdal Keser ist entlassen worden.

 

Auf seiner Webseite hält der Verein fest: «Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Ausführung der Funktion als Sportchef, haben sich die Verantwortlichen der FC Wil 1900 AG entschlossen, die Zusammenarbeit mit Erdal Keser per sofort zu beenden. Der Entscheid beruht auf einem Entschluss des Verwaltungsrates.»

 

Diese Funktion werde künftig nicht mehr vergeben, wurde bekannt, «neu werden die sportlichen Geschicke innerhalb der Sportskommission, bestehend aus den Verwaltungsratsmitgliedern sowie fundierten Kennern der Schweizer Fussballszene, geleitet.»

 

Sportlich ist der FC Wil – gemessen an den Ambitionen – mässig in die Saison gestartet, zuletzt hat sich das Team aber gefangen und hat nach einem 0:1-Rückstand den bisherigen Leader dank einem 4:1-Sieg vom Thron geholt. Wegeweisend wird nun der Vergleich in der achten Runde mit dem aktuellen Leader Lausanne Sport.

Die IGP-Arena des FC Wil (Bild: Wikipedia/Rocky187).
Die IGP-Arena des FC Wil (Bild: Wikipedia/Rocky187).

MNG legt zu: FC Wil jetzt auch mit türkischem Präsident

Abgezeichnet hatte es sich der Wechsel schon länger, denn ein klares Bekenntnis zum bisherigen Präsidenten Roger Bigger fehlte. Nun wird Murathan Doruk Günal (28) als neuer Präsident des FC Wil vorgestellt. Der studierte Bauingenieur ist bereits Vize-Präsident der MNG-Gruppe, die Mehrheitsaktionärin des FC Wil ist.

Mit Sportdirektor Erdal Keser und Trainer Fuat Capa ist die St. Galler Führungscrew ausschliesslich in türkischer Hand, nach 13 Jahren als Präsident ist Roger Bigger neu Vize-Präsident.

Wer ist diese MNG-Gruppe, die sich fernab der Heimat in einen Challenge-League-Club in der Schweiz investiert? Ingenieur Mehmet Nazif Günal (67) baute innerhalb von vierzig Jahren ein Milliardenunternehmen auf. Die auf seine Initialen lautende MNG-Firma war zunächst eine Baufirma, die heute in mehr als einem halben Dutzend Sektoren tätig ist. Dazu gehören Hotels, eine Fracht-Fluglinie («MNG Kargo») und ein TV-Sender. Die Gruppe baut im Nahen Osten und will nun auch nach Europa expandieren.

Ein Fussball-Club in europäischen Wettbewerben wäre da willkommen. Zudem wollte die MNG-Gruppe nicht in einen «fertigen» Grossclub investieren, sondern einen aus einer tieferen Liga auf die höchste Ebene, so wie einst Hoffenheim in Deutschland.

Ein A330 der MNG-Gruppe (Bild: Wikipedia/Laurent Errera).
Ein A330 der MNG-Gruppe (Bild: Wikipedia/Laurent Errera).

Chiasso, Biel und Wil mit Wendespektakel

Gleich in drei von vier Wochenendspielen zeigen die Teams der Challenge League dramatische Wenden. Und in allen Fällen siegt das Auswärtsteam!

Lausanne Sport gegen FC Chiasso: Schon in der 4. Minute gehen die Waadtländer in Führung. Kurz vor dem Pausenpfiff folgt der Pausenpfiff. Und zehn Minuten nach der Wiederaufnahme des Spiels schiesst Alessandro Ciarrocchi den FC Chiasso zum 2:1-Auswärtssieg. Die Wende geschieht innerhalb von zehn Spielminuten.

FC Aarau gegen den FC Biel: Auf dem eigenen Rasen führt der FC Aarau zur Halbzeit mit 2:0. Endlich, so scheint es, gelangt der Absteiger zu seinem ersten Sieg. Weit gefehlt, zunächst gelingt Antonio Marchesano der Anschluss-Treffer. Dann muss Aarau-Keeper Ulisse Pelloni vom Platz, Marchesano trifft per Penalty – 2:2. Und schon zwei Minuten später trifft Biel erneut zum 3:2-Auswärtssieg. Diese Wende geschah in nur neun Minuten.

Xamax gegen den FC Wil: Aufsteiger Xamax geht ebenfalls in der ersten Halbzeit in Führung. Im zweiten Abschnitt folgt ein Eigentor sowie ein Doppelschlag durch Ivan Audino. Aus dem 0:1-Rückstand wird ein 3:1-Auswärtssieg durch den FC Wil. Diese Wende ereignet sich in nur 16 Minuten.

Nächste Saison werden in Neuenburg wieder Challengue League Spiele geboten (Bild: Wikipedia/Sandstein/CC-Lizenz).
Das Stade de la Maladiere – das Stadion von Xamax Neuenburg (Bild: Wikipedia/Sandstein/CC-Lizenz).

47 Länderspiele für den FC Wil

«Für den FC Wil geht es um alles oder nichts!» Mit diesen dramatischen Worten kommentiert das «St. Galler» das Anrühren mit grosser – für die Challenge League goldener – Kelle durch den türkischen Investors «MNG». Santos, Ramos und Korkmaz blicken auf Erfahrung im Nationalteam mit Brasilien, Kap Verde und der Türkei.

Aufstieg in die Super League dann vordringen in den europäischen Fussball: Niemand wird dem FC Wil in nächster Zeit vorwerfen können, es seien keine Ziele vorhanden. In wenigen Tagen folgt der Anpfiff in die neue Saison, diese Athleten sollen das Punktekonto des FCW füllen:

André Santos (32), spielte unter anderem beim FC Arsenal und bestritt 24 Länderspiele mit Brasilien.

Egemen Korkmaz (32), wechselt von Fenerbahce Istanbul, wo auch Santos gespielt hatte, zum FC Wil. Er spielte neun Länderspiele für die Türkei.

Guy Ramos (29), Kap Verde, kommt von Roda Kerkrade – er spielte 14 Mal für das Nationalteam, unter anderem bestritt der den Afrika Cup 2013.

Mert Nobre schoss in der türkischen Süper Lig mehr als 100 Tore, er stösst von Kayserispor zum FC Wil. Er wurde dreimal türkischer Meister und einmal brasilianischer, mit Cruzeiro.

Daneben wurden junge Talente geholt, so etwa Endogan Adili (21) der auf 24 Super-League-Einsätze bei Basel und GC blickt, er kommt von Galatasaray Istanbul. Ebenfalls zum Team stösst unter anderem Kagan Söylemezgiller der in Stuttgart aufgewachsen ist und zuletzt in der Türkei spielte. Keeper Patrick Drewes war dritter Torhüter beim VfL Wolfsburg.

So oder so – der FC Wil sorgt für einen der wohl spannendsten Starts in die Challenge League, zumal mit dem FC Aarau ein Team da ist, das lieber heute als morgen wieder in der Super League spielt.

Egemen Korkmaz Wiki Ultraslansi

Warum das FC Wil-Experiment Chancen hat

Heute wird der FC Wil sein Kader bekannt geben. Bereits jetzt ist klar, dass André Santos Aushängeschild des Klubs wird. Ein ambitionierter FC Wil sorgt für Spannung in der Challenge League – schon vor dem ersten Spieltag.

Ein Teil der Fussball-Schweiz beobachtet die Übernahme der Aktien-Mehrheit – laut «Blick» sollen die 60 Prozent sechs Millionen gekostet haben – durch die türkische MNG-Gruppe mit Argwohn. Nicht zuletzt weil bei Xamax wie auch dem FC Wil, zweimal ausländische Investoren von grossen internationalen Erfolgen sprachen und wenig später einzig der Bankrott blieb.

Auch jetzt wird von Aufstieg und Cupsieg gesprochen. Bereits vor wenigen Wochen war vom europäischen Erfolgen die Rede. So wurde beispielsweise im «Tages-Anzeiger» kritisch beleuchtet, dass von «sehr schnell sehr viel Erfolg» gesprochen wird.

Das Modell dürfte jedoch eher Chancen haben, als die angesprochenen Pleiten. Erstens sind mit der MNG-Gruppe aus der Türkei Ross und Reiter wesentlich greifbarer als dies bei früheren Investoren der Fall war. Zweitens ist für diesen Investor langfristig ein «MNG» auf der Brust in der Euro League durchaus von Interesse, da der Auslandmarkt von MNG wächst.

Zum Kader, das den Aufwärtskurs anstrebt, gehört André Santos, der pro Jahr mehr als 300‘000 Franken verdienen soll. Santos spielte einst für den FC Arsenal, Fenerbahce Istanbul und Flamengo. Zudem bestritt der Aussenverteidiger 24 Matches für die brasilianische Fussball-Nationalmannschaft.

Zudem sind zwei Nachwuchshoffnungen von Galatasaray Istanbul nach Wil transferiert worden, Ontivero (20) und Kaan Baysal (19).

Das Startprogramm des FC Wil ist happig: Zunächst wartet das Auswärtsspiel beim FC Winterthur, am zweiten Spieltag müssen die Ostschweizer gegen den FC Aarau ran, der zurück in die Super League will und in der dritten Runde geht’s zum Liga-Neuling Xamax, der an alte Zeiten anknüpfen will.

André Santos spielt bald für den FC Wil (Bild: Wikipedia/Ronnie Macdonald).
André Santos spielt bald für den FC Wil (Bild: Wikipedia/Ronnie Macdonald).