Zach Yuen: «Das ist Eishockey-Geschichte»

Seit dieser Saison spielt mit den in Peking stationierten Kunlun Red Stars ein Vertreter aus China in der Kontinental Hockey League (KHL) mit. Und der Mannschaft gelang auf Anhieb die Qualifikation für die Playoffs.

«Das ist Eishockey-Geschichte», bilanzierte Kunlun-Red-Star-Verteidiger Zach Yuen bereits bevor dies gesichert war, im Gespräch mit «zweiteliga.org». Der in Vancouver geborene Chinese kehrte im vergangenen Sommer in seine Heimat zurück, um mit dem ersten KHL-Team im Reich der Mitte zu starten. «Ich freute mich, als ich von der Idee hörte. Zuerst war offen, ob der Start 2016 oder 2017 erfolgen würde. Dann ging alles sehr schnell.»

Das Interesse wächst, zu den Heimspielen kommen immer mehr Besucher. «Als ich klein war, war Hockey für die Chinesen keine grosse Sache. Ich war der erste chinesische NHL-Draft.»

Noch besteht das Team vorwiegend aus Finnen, Schweden, Russen und Kanadiern. Geplant ist, dass mittelfristig noch mehr Chinesen im Teams spielen, derzeit sind rund drei bis vier jeweils im Kader. Yuen ist eine Integrationsfigur, die neben zwei chinesischen Sprachen auch englisch und französisch spricht und in seiner Freizeit Piano spielt.

Daniel Gerber

Zach Yuen, Verteidiger beim Team aus Peking, China (Bild: Presse Kunlun Red Star).

Chinas Kunlun Red Star sorgt in KHL für Furore

Seit dieser Saison spielt in der Kontinental Hockey League (KHL) ein Team aus China mit. Kunlun Red Star schlägt sich wacker. Das Team liegt auch nach 57 Qualifikationsrunden auf einem Playoff-Rang, was in der starken Liga mit Vertretern aus acht Nationen bei weitem kein Selbstläufer ist.

Kunlun repräsentiert China jedoch nicht nur in der KHL: Das Unternehmen soll auch dazu beitragen, dass der asiatische Staat bei den olympischen Winterspielen 2022 in Peking glänzt. Und auch später soll China im Eishockey für Furore sorgen.

«Grosses Potential»

«Hockeymarkt und Potential sind gross», bilanziert Chad Rau, Assistenzcaptain des Teams. «Unsere Mannschaft macht auf diesen Sport aufmerksam. Und über 2022 wird bereits jetzt gesprochen.»

Auf das Team aus Peking warten jedoch weite Reisen. «Das Jetlag ist enorm», sagt Chad Rau gegenüber «zweiteliga.org» in Bratislava im Vorfeld eines Auswärtsspiels.

Eishockey-Geschichte

Der US-Amerikaner rechnet vor: «Unser durchschnittlicher Flug an eine Partie dauert sieben Stunden. 12 sind es nach Zagreb und Bratislava. Fängt ein Match um 19.00 an ist dies, als würden wir mitten in der Nacht von 2.30 bis 5.00 Uhr spielen.» Aber die Gegner hätten die gleich langen Anreisen: «Dann müssen wir daraus Kapital schlagen.»

Zudem bereite es Freude, in einem neuen Land etwas Neues aufzubauen und Eishockey-Geschichte zu schreiben.

Daniel Gerber

Chad Rau trifft für Kunlun Red Star gegen Torpedo Nizhny Novgorod. Im Tor: Ilya Proskuryakov (Bild: Kunlun Red Star).

Ausser-russische Teams mit neuntem Anlauf

Vor wenigen Tagen startete die Kontinental Hockey League KHL in ihre neunte Austragung. Die Liga zieht vermehrt ausserhalb Russlands. In die aktuelle KHL-Saison starten nun bereits sieben Mannschaften, die ausserhalb von Russland liegen: Barys Astana (Kasachstan), Slovan Bratislava (Slowakei), Jokerit Helsinki (Finnland), Dinamo Minsk (Weissrussland), Dinamo Riga (Lettland) und Medvescak Zagreb (Kroatien) sowie erstmals eine Mannschaft aus Peking, der HC Beijing Kunlun Red Star.

In den vergangenen Saisons waren zudem Mannschaften aus drei weitere Teams ausserhalb Russlands ins Rennen gestiegen: Donbass Donezk (Ukraine), Lev Poprad (Slowakei) und Lev Prag (Tschechien). So dass mittlerweile Clubs aus zehn verschiedenen Nationen sich anschickten, die KHL für sich zu entscheiden.

Dennoch konnten sich bisher ausschliesslich russische Clubs durchsetzen: Je zweimal holten Bars Kasan, Dynamo Moskau und Metallurg Magnitogorsk den Titel, je einmal triumphierten Sankt Petersburg und Salafat Ufa.

Einer der vielversprechendsten nicht-russischen Kandidaten dürfte in dieser Saison Jokerit Helsinki sein, das bereits in der letzten Saison in der vorderen Tableauhälfte mitspielte.

Neu in der Liga ist Kunlun Red Star, die im LeSports Center in Peking antreten. Das Team setzt sich zusammen aus Athleten aus Finnland, Frankreich, Kanada, Russland, Schweden, der Slowakei sowie den USA.

Jokerit Helsinki, hier im Spiel gegen Spartak Moskau (Bild: Jokerit Helsinki/Pekka Rautiainen).
Jokerit Helsinki, hier im Spiel gegen Spartak Moskau (Bild: Jokerit Helsinki/Pekka Rautiainen).

Erste Kandidaten für Pekings KHL-Team

Ab der kommenden Saison tritt Peking als erstes asiatisches Team in der Kontinental Hockey League an. Während die KHL dadurch den chinesischen Markt erschliessen will, plant das Reich der Mitte, das eigene Eishockey-Schaffen hinsichtlich der Olympischen Winterspiele 2022 im eigenen Land zu verbessern.

«Zweiteliga.org» sucht bereits erste Kandidaten mit chinesischen Wurzeln, welche für dieses KHL in Frage kommen könnten. Immerhin ist der ein und andere Spieler in den höchsten Ligen Nordamerikas vertreten. Und existierte bislang keine chinesische Profi-Liga wird der Standort nun auf einen Schlag auch für Profis interessant.

Da ist beispielsweise Andong Song, der erste in China geborene NHL-Draft (in der sechsten Runde an 172. Position), der 2015 von den New York Islanders gezogen wurde. Im Team der Lawrenceville School war er zuletzt im Captain-Amt zu finden, ebenso in der chinesischen Nationalmannschaft. In einem Interview sagte Andong Song, dass es nicht nur um ihn gehe, sondern auch darum, etwas Gutes für das chinesische Eishockey zu tun.

Brandon Yip, Kanadier mit chinesischen Vorfahren, spielt derzeit in der DEL für Adler Mannheim, einst war er für Colorado Avalanche und Nashville Predators in der NHL unterwegs.

Chris Beckford-Tseu, der chinesische Vorfahren hat, spielte einst für die St. Louis Blues in der NHL, später für die Rochester Americans. Ob der 31-Jährige Athlet zu einem Comeback zu bewegen wäre? Warum nicht in der KHL für Peking?

Ein weiterer Kandidat für ein KHL-Team aus Peking könnte Torrie Jung sein, der auf chinesisch-irische Wurzeln blickt. Einst von Tampa Bay Lightning gedraftet (2007, 7. Runde, 183. Position) spielt derzeit für die UBC Thunderbirds in der CIS.

Brandon Yip (Bild: Wikipedia/Resolute).
Brandon Yip (Bild: Wikipedia/Resolute).

KHL expandiert nach Peking

In der mehrheitlich russischen Kontinental Hockey League geht ab der kommenden Saison ein Team aus China an den Start. Die Mannschaft wird in einer Arena antreten, die 18‘000 Zuschauer fasst. Für zwei KHL-Teams ergeben sich somit nähere Auswärtsspiele: Amur Chabarowsk und Admiral Wladiwostok liegen verhältnismässig nahe an der Grenze Chinas, die Spiele in Peking liegen wesentlich näher als jene in Moskau, Helsinki oder Zagreb.

Durch den Einstieg soll nicht nur der chinesische Hockey-Markt erschlossen werden. Chinesische Spieler sollen aufgebaut werden, damit diese an den Olympischen Winterspielen 2022 konkurrenzfähig sind. Die derzeit stärkste chinesische Mannschaft, die China Dragons, stammen aus Shanghai und spielen als einziger Vertreter ihres Landes in der ostasiatischen Profiliga «Asia League Ice Hockey» gegen vier japanische und drei südkoreanische Teams sowie gegen einen russischen Vertreter.

Die chinesische Nationalmannschaft stieg an der letzten WM von der Division IIB (5. höchste Stufe) in die Division IIA (4. höchste Stufe) auf und trifft dort Mitte April 2016 auf Belgien, Island, Niederlande, Serbien und Spanien.

Die chinesische Eishockey-Nationalmannschaft (Bild: zweiteliga.org).
Die chinesische Eishockey-Nationalmannschaft (Bild: zweiteliga.org).

China zu Olympia 2022 eine Eishockey-Nation

Die Olympischen Winterspiele 2022 werden in China ausgetragen. Und das Eishockey-Nationalteam aus dem Reich der Mitte will bei den Spielen in Peking eine Rolle spielen. Aktuell liegen die chinesischen Hockey-Cracks auf Rang 38 der Weltrangliste.

China zeigte 2015 eine starke Leistung an der WM der Division IIB und schaffte prompt den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse, die Division IIA, also die vierthöchste WM-Spielklasse. Eine Steigerung. «Zweiteliga.org» war dabei, als China noch im Mittelfeld der fünfthöchsten Klasse unterwegs war.

Damals stand der Japaner Keisuke Araki (41) an der Bande und die quirlige Chinesin Ye Wang (26) übersetzte den Coach damals an der Bande. «Unser Trainer spricht kein chinesisch. Ich übersetze ihn», erklärt Wang damals.

 

Assistentin Ye Wang und Coach Keisuke Araki (Bild: zweiteliga.org).
Assistentin Ye Wang und Coach Keisuke Araki (Bild: zweiteliga.org).

Die Chinesen traten zudem nicht mit eisern-diszipliniertem «Schach auf Eis» auf, sondern zeigten höchsten Unterhaltungswert, als beispielsweise die Bulgaren mit 9:6-Toren niedergerungen wurden – 7:2 lag China vorn und vergab den Triumph beinahe noch. 21 kleine Bankstrafen sowie eine Fünf-Minuten-Strafe säumten den Weg der chinesischen Hockeyunterhaltung.

«Unsere höchste Liga besteht aus fünf Clubs», erklärte Ye Wang. Aber wichtiger als die heimische Liga ist derzeit die Asienliga, mit Clubs aus Japan und Südkorea sowie den China Dragons. Nationalspieler Yin He, der bei den China Dragons spielt: «Ich will mit China in höhere WM-Klassen aufsteigen und eines Tages Captain des Nationalteams zu werden.»

Die chinesische Eishockey-Nationalmannschaft (Bild: zweiteliga.org).
Die chinesische Eishockey-Nationalmannschaft (Bild: zweiteliga.org).