SC Bern und HC Ajoie holen Titel von Rang 13 aus

Noch nie holten die Sieger des NLA und NLB-Titels die Trophäe zusammengerechnet von so weit heinten, nämlich vom 13. Platz aus: Der HC Ajoie setzte sich von der 5. Position aus durch und der SC Bern sogar von Rang 8 aus.

Das Team aus dem Jura setzte sich gegen hochkarätige Gegner durch, zunächst wurde der HC La Chaux-de-Fonds überwunden, dann der EHC Olten und zuletzt die Rapperswil-Jona Lakers. Und auch der SC Bern holte den Titel nach dem Leitsatz «Viel Feind, viel Ehr»: Zunächst folgte der Sieg über Quali-Sieger ZSC Lions, dann gegen Titelverteidiger HC Davos und zuletzt gegen den HC Lugano.

Zum ersten Mal seit Einführung der Playoffs in der NLA gewinnt zudem die Mannschaft, welche die Qualifikation auf dem 8. Rang beendete. Bislang kam der Tabellenachte viermal ins Halbfinale, schied dort dann aber jeweils aus.

Die Postfinance-Arena des SC Bern (Bild: Mavic).
Die Postfinance-Arena des SC Bern (Bild: Mavic).

Hazen jagte am erfolgreichsten

Der HC Ajoie hat sich gegen den Aufstiegsaspiranten Rapperswil-Jona Lakers durchgesetzt. Damit retteten die Romands zugleich auch den EHC Biel vor dem Gang in die Liga-Qualifikation.

Das Überraschungsteam aus dem Jura ist zudem die Mannschaft, die verglichen zur Qualifikation den grössten Sprung nach vorne schaffte: Der HC Ajoie ist um vier Plätze besser rangiert. Um jeweils drei Ränge besser abgeschlossen haben Red Ice Martigny und Hockey Thurgau.

Zu den grössten Verlierern gegenüber dem Quali-Rang gehören der SC Langenthal (minus 5) und der HC La Chaux-de-Fonds (minus 4).

Eines der Flaggschiffe seiner Mannschaft war Jonathan Hazen, der in 18 Playoff-Fights 12 Tore und 17 Assists (29 Zähler) erlangte. Auf nahezu den gleichen Wert kommt der Kanadier Philip-Michaël Devos mit ebenfalls 18 Einsätzen sowie 8 Toren und 16 Assists (24 Punkte).

Die NLB-Rangliste nach den Playoffs, die Clubs sind eingeordnet nach dem Zeitpunkt des Ausscheidens. Erlebten zwei Mannschaften gleichzeitig das Saisonende entschied in dieser Tabelle zunächst die Anzahl Punkte und anschliessend das Torverhältnis.

Rang Team Rang nach Quali
1 HC Ajoie 5 (+4)
2 Rapperswil-Jona Lakers 2 (+/-0)
3 EHC Olten 3 (+/-0)
4 Red Ice Martigny 7 (+3)
5 Hockey Thurgau 8 (+3)
6 EHC Visp 6 (+/-0)
7 SC Langenthal 2 (-5)
8 La Chaux-de-Fonds 4 (-4)
9 GCK Lions 9 (+/-0)
10 EHC Winterthur 10 (+/-0)

 

Wehren die Lakers sechs Matchpucks ab?

Die Rapperswil-Jona Lakers sind in dieser Saison mittlerweile Meister im Abwehren von Matchpucks. Mit 1:3 in der Serie und dem Gang in die Verlängerung standen die St. Galler bereits mit dem Rücken zur Wand.

Nicht zum ersten Mal in diesen Playoffs: Schon im Viertelfinale standen die Ostschweizer dem Aus nahe. Gegen Hockey Thurgau lag die Mannschaft ebenfalls mit 1:3 in der Serie zurück. Doch die Lakers wehrten die drei Matchpucks der Thurgauer ab.

Nun gelang es Rapperswil-Jona, den ersten Matchpuck des HC Ajoie abzuwehren, wodurch der Finalstand nun «nur» noch 2:3 steht und Rappi somit bereits vier Matchpucks abgewehrt hat – zum Titel sind sechs gelungene Abwehraktionen nötig.

Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).

SCL Tigers und EHC Biel – beide Teams sind heute Ajoie-Fans

Noch ein Sieg fehlt dem HC Ajoie zum NLB-Titel, die Rapperswil-Jona Lakers brauchen noch deren drei. Sowohl Spieler, wie auch Staff und Fans der beiden Berner Teams SCL Tigers und EHC Biel dürften heute Abend in Spiel fünf des NLB-Playoff-Finals glühende Anhänger des Teams aus dem Jura sein.

Dies allerdings nicht weil plötzlich eine tiefe Liebe zu der Mannschaft aus dem Norden der Schweiz gefunden worden ist, sondern weil ein Sieg dieses Clubs den vorzeitigen Ligaerhalt bedeuten würde. Denn schon vor den Playoffs war klar, dass die Romands nicht aufsteigen wollen – wodurch die Liga-Qualifikation nicht ausgetragen wird.

Wie «zweiteliga.org» telefonisch vom Schweizerischen Eishockeyverband (SIHF) erfuhr, würde einzig noch der Playout-Final zu Ende gespielt, der Gang in die Liga-Quali würde aber ausbleiben. Anders würde sich das verhalten, wenn Rapperswil die Serie dreht und sich durchsetzt, so wie dies bereits gegen Hockey Thurgau der Fall war, auch da setzten sich die Ostschweizer nach einem 1:3-Rückstand durch.

Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).

Ajoie ein Sieg vom ersten Titel entfernt

Erstmals in der Geschichte des NLB-Eishockeys könnte der HC Ajoie die Playoffs gewinnen. Seit in der zweithöchsten Schweizer Liga Playoffs ausgetragen werden, konnten elf verschiedene Mannschaften den Titel gewinnen.

Die Jurassier wären nun das zwölfte Team, welches den Titel holt, seit dieser Modus eingeführt worden ist – 1986 bis 1988 mit Halbfinals, sowie ab 1994 mit Viertelfinals; vorher und dazwischen trugen die vier Erstplatzierten mit den vier Letztplatzierten der NLA jeweils eine Auf-Abstiegspool aus.

28 Jahre nach ihrer ersten Finalteilname könnte der HCA also in den Kreis der Titulare vorstossen.

Interessantes Detail am Rande: Erstmals gab es nun in der vierten Final-Begegnung zwischen den beiden Clubs einen Doppeltorschützen. Vergönnt ist diese Leistung Ajoie-Stürmer Philip-Michaël Devos, er traf beim 5:1-Sieg zum 2:0 sowie zum 4:1. Jonathan Hazen traf zudem zum 5:1-Schlussstand, er ist der einzige Spieler, der in jedem Duell in dieser Serie getroffen hat.

Der HC Ajoie im Duell mit dem SC Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Der HC Ajoie im Duell mit dem SC Langenthal (Bild: zweiteliga.org).

Bei Lakers gegen Ajoie gilt: Kein Hit doppelt

Eine solche Serie hat Seltenheitswert: Im NLB-Playoff-Final hat es bislang zwar viele Tore aber noch keinen Doppeltorschützen gegeben. In den drei anderen Serien, die noch laufen – also die beiden Halbfinals sowie dem Playout-«Final» hat es allesamt bereits Doppeltorschützen gegeben.

Anders im NLB-Final, wo die beiden Clubs mit Vielfalt glänzen. Beispiel Spiel eins: Beim 6:2 für die Rapperswil-Jona Lakers trafen Leandro Profico, Ryan McGregor, Reto Schmutz, Raphael Kuonen, Steve Mason und Patrick Schommer für die St. Galler sowie Jonathan Hazen und Miguel Orlando für die Ajoie.

In Spiel zwar trafen beim 4:1 für Ajoie Stanislas Horansky, Jonathan Hazen, Philip-Michaël Devos sowie Victor Barbero für die Romands und Rajan Sataric für die Ostschweizer.

Beim dritten Aufeinandertreffen, dem 2:1 für Ajoie (sowohl im Spiel wie auch in der Serie), waren Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos für die Nordwestschweizer erfolgreich, Michael Hügli traf für die Lakers.

Für die Lakers waren sogar in jedem der drei Spieler nur unterschiedliche Schützen am Werk und auch bei Ajoie gab es bislang in den einzelnen Duellen keinen Doppeltorschützen, am erfolgreichsten war Jonathan Hazen, der in jeder Begegnung traf, sowie Philip-Michaël Devos, der in zwei Matches jeweils ins Schwarze traf.

Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).

Ajoie mit Hazen-Jagd und Copy-Paste-Sieg

Zum Auftakt der Finalserie setzen sich die Rapperswil-Jona Lakers mit 6:2 durch. Sechs verschiedene Torschützen trugen sich dabei für die St. Galler in die Skorerliste ein.

Jetzt, im zweiten Spiel, hat sich der HC Ajoie mit 4:1-Treffern durchgesetzt. Die Jurassier scheinen hierbei die Ostschweizer kopiert zu haben. Denn diesmal trafen für die Romands vier verschiedene Torschützen – sozusagen ein Copy-Past-Sieg.

Trotz den vier verschiedenen Schützen war das zweite Spiel eine Hazen-Jagd: Ajoie-Stürmer Jonathan Hazen war an allen vier Treffern beteiligt. Beim 1:0 lieferte er den zweiten Assist. Das 2:1 erzielte er selbst und bei den beiden weiteren Treffern lieferte er den jeweils ersten Pass.

Lakers zeigt sechsfache Bereitschaft – und einen Plan B

Bislang zeigte der HC Ajoie eine unbestechliche Verfassung. Während die Rapperswil-Jona Lakers auf ihrem Weg ins NLB-Finale «nur» gegen den Tabellenachten (Hockey Thurgau) und den Siebten (Red Ice Martigny) bestehen mussten – beides sind keine Eishockey-Grossmächte in der Schweiz – hatte der HC Ajoie das wohl schwerstmögliche Programm. Mit dem HC La Chaux-de-Fonds und dem EHC Olten standen zwei Clubs gegenüber, welche bei günstigerem Verlauf denn Sprung selbst ins Finale schaffen.

Die Lakers setzten sich gegen den bisherigen Riesentöter mit einem deutlichen 6:2-Sieg durch. Und nicht nur das, sämtliche Rappi-Tore wurden von unterschiedlichen Schützen erzielt – das Team zeigt dadurch in gewisser Weise sechsfach, dass es bereit ist.

Mit den Rapperswil-Jona Lakers steht nun jedoch ein anderes Kaliber gegenüber. Eines, vor dem sich auch der Playout-Verlierer in Acht nehmen muss – sollten die St. Galler diese Auftritte durchziehen und die Liga-Qualifikation erreichen. In den letzten Jahren wurde die Lage oft falsch eingeschätzt. Zunächst wurde beispielsweise vermutet, dass es dem Lausanne HC nicht reichen würde, sich gegen die SCL Tigers in der Liga-Quali durchzusetzen. Und zwei Jahre später lautete eine gängige Einschätzung, dass sich Langnau nicht wird gegen die Rapperswil-Jona Lakers durchsetzen können. Ob es den Lakers bereits reichen wird, in die NLA zurückzukehren? Die Bestrebung dürfte da sein, die Mannschaft dürfte wohl doch lieber gegen den EV Zug als gegen dessen Academy spielen wollen.

Sollte die Rückkehr in die NLA nicht auf diesem Weg möglich sein, arbeiten die St. Galler laut der «Neuen Zürcher Zeitung» bereits an einem Plan B: Der Club soll Interesse an der Franchise der Kloten Flyers zeigen, nachdem bereits aus dem Wallis ein Angebot vorliegen soll.

Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Lakers gegen Langenthal (Bild: zweiteliga.org).

HC Ajoie erstmals nach 28 Jahren im Finale

Ajoie ist das 15. Team welches den NLB-Final erreicht, seit in der Saison 1993/94 in der NLB Playoff-Viertelfinals ausgetragen werden. 1986 bis 1988 wurden darüberhinaus dreimal Halbfinals und Finals ausgetragen, die jedoch zugunsten einer Auf- Abstiegsrunde wieder verworfen wurden.

Inklusive diesen Clubs, die von 1986 bis 1988 das Finale erreichten, waren bislang 17 Teams in Finale, auch der HC Ajoie – in jenem Finale gewann Olten der Titel. Nun stehen die Jurassier 28 Jahre später wieder im NLB-Finale.

Von diesen 17 Mannschaften konnten bislang 11 den Titel holen. Gewinnt Ajoie das Finale, so wären die Romands der 12. Titelträger, setzen sich die Lakers durch, wäre es der zweite Titel bei der zweiten Finalteilname für die St. Galler.

Anbei die von «zweiteliga.org» recherchierte Übersicht, sortiert nach der Anzahl Finalteilnahmen, bei Ajoie oder den Lakers kommt noch ein Titel dazu:

Team Finals Titel
     
Lausanne 8 5
EHC Biel 6 4
EHC Visp 5 2
La Chaux-de-Fonds 5 0
SCL Tigers / SC Langnau 4 3
EHC Chur 3 3
EHC Olten 3 1
HC Sierre 3 0
EHC Basel 2 2
Rapperswil-Jona Lakers 2 1 (2016 2. Titel möglich)
HC Ajoie 2 0 (2016 1. Titel möglich)
GC / GCK Lions 2 0
SC Herisau 1 1
SC Langenthal 1 1
Servette 1 1
SC Bern 1 0
EV Zug 1 0
     

Kein Grund zur AjoPhobie

Der EHC Olten konnte zuletzt in der Playoff-Halbfinalserie gegen den HC Ajoie auf 2:3 verkürzen. 1:6 und 1:2 verloren die Dreitannenstädter in dieser Serie auswärts. Um den Ausgleich zu erringen – die Ausgangslage ist klar – muss ein Sieg in Pruntrut her.

«zweiteliga.org» ging die Ergebnisse der letzten zehn Jahre durch und stellte fest: Für Olten gibt es keinen Grund zu einer AjoPhobie. Denn auswärts siegte die Mannschaft aus dem Mittelland regelmässig. Begonnen in der Qualifikation dieser Saison: Die Solothurner siegten auswärts bei den Romands: 6:3 und 4:3. 2014/15 sah die Auswärtsbilanz des EHCO ebenfalls positiv aus: 5:2, 4:2 standen einem 1:2 gegenüber.

Mit einer Ausnahme gewann Olten in jedem Jahr mindestens einmal: 2013/14 waren dies die Auswärtsergebnisse gegen den aktuellen Kontrahenten aus dem Jura: 4:3, 6:0 und 2:4. 2012/13 war die einzige Saison ohne Sieg bei den Nordwestschweizern: 4:5n.P. und 2:3. Ansonsten sahen die Resultate so aus: 2011/12 ein Sieg und zwei Niederlagen: 8:2, 2:4, 0:2; 2010/11 zwei Siege und eine Pleite: 4:3n.P. 5:1, 2:5, 2009/10 zwei Siege: 5:2, 4:3, 2008/09 ein Sieg und eine Niederlage: 5:3 und 2:4, 2007/08 ebenfalls ein Sieg und eine Niederlage 3:1 und 3:4 sowie 2006/07 ebenfalls ein Sieg und eine Niederlage: 5:4, 3:5.

Inklusive der laufenden Saison spielten die beiden Clubs in den letzten zehn Saisons 26mal in der Eishalle des HC Ajoie und Olten konnte sich dabei 14mal durchsetzen, also bei knapp der Mehrheit der Spiele.

Der HC Ajoie im Duell mit dem SC Langenthal (Bild: zweiteliga.org).
Der HC Ajoie im Duell mit dem SC Langenthal (Bild: zweiteliga.org).