Kloten führt 4:1 – Rappi kann aber 2:0 reichen

Noch vor drei Spieltagen sah es aus, als würden die SC Rapperswil-Jona Lakers durchmarschieren: 2:0 lag das Team vorne, selbst die Statistik stellte sich deutlich hinter die St. Galler: In 13 von 17 Liga-Qualifikationen setzte sich das Team durch, welches das erste Spiel für sich entscheiden konnte.

In einer nicht entscheidenden, aber in der Regel eben doch prägenden Wertung lag Kloten stets vorne: In der Anzahl Schüsse (stets aus Kloten-Sicht):

Spiel 1: 34:24 Schüsse – aber 4:1 für Rappi (gleich «Stolen Win»)

Spiel 2: 35:43 Schüsse – 4:0 für Rappi

Spiel 3: 67:44 Schüsse – 3:2 n.V. für Kloten

Spiel 4: 33:20 Schüsse – 4:0 für Kloten

Spiel 5: 44:38 Schüsse – 4:3 n.V. für Kloten

Insgesamt lautet das Schussverhältnis 213:169 für den EHC Kloten oder rund +9 pro Match. Aus diesem Plusverhältnis wussten die Zürcher bislang 3:2-Siege für sich einzufahren.

Die SC Rapperswil-Jona Lakers müssen ihre Offensivpower erhöhen. Im Schnitt nämlich braucht das Team von Trainer Jeff Tomlinson weniger Chancen um ein Tor zu erzielen, wie der EHC Kloten. Kloten braucht 17,75 Schüsse um einen Treffer im Gehäuse unterzubringen, Rappi nur deren 13 pro Tor. Zweimal das bessere Schussverhältnis zeigen könnte dem SCRJ zum Aufstieg reichen.

Die Swiss Arena des EHC Kloten (Bild: zweiteliga.org).

Playoff-Vorschau – Warum Melvin Nyffeler die Viertelfinals verpasst

Vor dem Playoff-Start analysiert «zweiteliga.org» die vier Begegnungen der Swiss-League. Die Wahrheit liegt jeweils in der Mitte der genannten Worst- und Best-Case-Szenarien (dies jeweils aus Sicht des Teams, das in der Qualifikation besser klassiert war).

 

SC Rapperswil-Jona Lakers – EVZ Academy

Zwischen 105:-5 und 94:6 Prozent

Im besten Fall: Die SCRJ Lakers rocken die Innerschweizer, nie verlassen diese ihre Defensivzone. Rappi-Keeper Melvin Nyffeler nickt in seiner Goalieausrüstung ein, was aber erst mit der Pausensirene auffällt. Der Eismeister regt an, Nyffeler einfach stehen zu lassen und zum Beginn des nächsten Drittels einfach – unter dem Szenenapplaus des Publikums – auf die andere Seite zu schieben. Coach Jeff Tomlinson legt aber sein Veto ein, aus Angst, dass sein Torhüter von der Eismaschine erfasst werden könnte. Schliesslich wird er doch geweckt. Um das Publikum bei Laune zu halten, beginnt Nyffeler ab der 51. Minute des dritten Spiels Autogramme zu verteilen und kassiert prompt eine Zwei-Minuten-Strafe wegen unkorrekter Ausrüstung (weil er das Helmvisier für ein Selfie mit einem Fan hochklappt).

 

Im schlechtesten Fall: Die EVZ Academy wächst über sich hinaus und rächt das 1:5-Cup-Aus gegen die Lakers mit einem 4:3-Sieg in der Serie. Die Resultate: 17:1 in Rapperswil, dann 0:1n.V. in Zug, 12:2, 1:2, 8:1, 2:3n.V. und 1:2n.V. – die Lakers müssen die Operation Aufstieg erneut vertagen.

 

SC Langenthal – EHC Visp

Zwischen 90:10 und 80:20 Prozent

Im besten Fall: Die verletzten Spieler sind beim SC Langenthal zurück. Der Dreizack Kelly-Campbell-Tschannen bleibt das Mass aller Dinge und die Abwehr ist mit Spieler wie Claudio Cadonau, Philipp Rytz, Aurélien Marti, Hans Pienitz und weiteren derart solide aufgestellt, dass die Visper-Stürmer einen weiten Bogen um ihre Offensivzone machen und die Saison bei gemütlichem Zusammensein in der eigenen Abwehrzone ausklingen lassen. Immerhin verkündet Trainer Matti Alatalo, dass dies bereits zur Vorbereitung der Saison 2018/19 gehört («Niemand beginnt die Saisonvorbereitung so früh wie wir», lässt er sich im «Walliser Bote» zitieren), was gemeinsam mit dem Hallenprojekt für eine Euphorie im Wallis sorgt.

 

Im schlechtesten Fall: Visp zeigt, was im Cup-Kanton steckt. Das Publikum wird zwar erneut erst ab Playoff-Beginn unterhalten, dafür bis in den Frühling hinein … Abgesehen davon: Bisher duellierten sich die beiden Teams dreimal in den Playoffs. 2004/05 siegte der SCL, 2010/11 und 2013/14 der EHC Visp.

 

EHC Olten – HC Thurgau

Zwischen 65:35 und 50:50 Prozent

Im besten Fall: Das erste Saisonziel ist erreicht, der Transfersieger EHC Olten schliesst die Qualifikation unter den drei besten Mannschaften ab. Dank einer Quali die dem Begriff «souverän» alles abverlangt, haben die Solothurner keinen Schnickschnack nötig wie etwa das bessere Torverhältnis (was bei einem Direktbegegnungs-Gleichstand zählen würde), die bessere Direktbegegnung mit dem HC La Chaux-de-Fonds reicht völlig um zwischen den 0 (null) Punkten Vorsprung auf Rang vier dennoch einen Graben zu ziehen. Die Ostschweizer, die nur zwei Punkte hinter Olten auf Rang sechs liegen, werden denn auch – an der bisherigen Leistung anknüpfend – im siebten Spiel nach 5 Dritteln (es gibt kein Penaltyschiessen mehr) bezwungen.

 

Im schlechtesten Fall: Der HC Thurgau ringt den Transfersieger nieder, Olten zeigt sich blass. Maskottchen «Speedy» in Olten und das «Gipfeli-Schüsse» in Weinfelden halten das Oltner-Publikum aber dennoch bei Laune; jenes von Thurgau verdoppelt sich über Nacht und beginnt die starke Leistung des Teams mit einer wachsenden Präsenz im Stadion zu goutieren.

 

HC La Chaux-de-Fonds – HC Ajoie

Zwischen 51:49 und 49:51 Prozent

Im besten Fall: Ist die Serie nach vier Spielen zu Ende, nach zehn Duellen in der Qualifikation spielt es den Fans beider Teams keine Rolle mehr, ob nun das Team aus dem Jura oder jenes aus dem Neuenburger den Jura ausserhalb des Juras vertritt – Hauptsache das eine Team rutscht plötzlich aus einem noch unerklärlichen Grund am grünen Tisch ins Halbfinale nach und man trifft auch dort noch aufeinander.

 

Im schlechtesten Fall: Die Serie geht über sieben Spiele, womit sich die beiden Mannschaften in der Quali und in den Playoffs total 17mal duelliert haben. Beim entscheidenden, siebten Spiel sind noch 183 Zuschauer im Stadion, ähnlich wie bei einem Spiel eines Farmteams.

 

Daniel Gerber

SCRJ Lakers mit 7:2-Finalsieg – Cup-Gesamtbilanz: 21:3 Tore!

Von «zweiteliga.org» werden die SC Rapperswil-Jona Lakers bereits «Das Wellen Ballett» genannt. «Das Weisse Ballett» ist bereits durch Real Madrid besetzt, aufgrund der Nähe zum Zürichsee und dem Logo dokumentiert der Begriff «Das Wellen Ballett» das Schaffen der Lakers jedoch sogar noch besser: Die St. Galler fegen derzeit alles weg. Gleich mit 7:2 triumphieren die SCRJ Lakers über den HC Davos – zum erst zweiten Mal seit 1958 gewinnt nach Servette ein Team aus der zweithöchsten Spielklasse diesen Wettbewerb. «Ich bin overvelmed», sagte Trainer Jeff Tomlinson nach dem grössten Erfolg der Clubgeschichte.

Beachtenswert ist zudem, wie deutlich die Mannschaft durch das Pokalgeschehen marschiert ist: 2:0 in der ersten Runde gegen Winterthur, 3:0 Sieg über den HC Lugano im Achtelfinale, 5:1 im Viertelfinale über den EV Zug und 4:0 im Halbfinale gegen den HC Ajoie. Und nun das 7:2 gegen den HC Davos. Das ergibt eine Cup-Gesamtbilanz von 21:3 Toren und 15:0 Punkten. Goalie Melvin Nyffeler, der bei allen Matches im Tor war, kommt somit auf einen Schnitt von 0,6 Gegentoren pro Spiel.

Melvin Nyffeler, Goalie bei den Rapperswil Jona Lakers (Bild: Lakers Sport AG, René Schmid).

SC Langenthal schafft gegen Lakers den Anschluss

Zunächst erinnert das Geschehen an den typischen Verlauf der aktuellen Playoff-Serie: Langenthal hatte in fünf von elf Playoff-Spielen maximal zwei Tore erzielt, die SC Rapperswil-Jona Lakers in zehn von zwölf Playoff-Matches höchstens zwei Treffer eingesteckt. Zwar trifft der SCL schon nach sieben Minuten zum 2:0, doch dann gelingt vorerst kein Tor mehr, während die Lakers, durch ein frühes Time-out von Coach Jeff Tomlinson gewecket, den Anschluss schaffen.

Doch schliesslich wird Marc Kämpf zum Mann des Spiels: Nach dem frühen 1:0 gelingt ihm im Schlussdrittel das 3:1 und zuletzt leitet er das entscheidende 4:2 ein.

Im Playoff-Finale noch nicht angekommen ist Dion Knelsen – in der Qualifikation noch Topskorer für die Lakers ist ihm bislang noch kein einziger Skorerpunkt in drei Spielen gelungen.

Der SC Langenthal erinnert mit dem bisherigen Finalverlauf an die Saison 2012, als die Mannschaft erstmals im Finale stand. Damals lag der SCL gegen den scheinbar übermächtigen Lausanne HC ebenfalls 0:2 zurück, ehe die Wende in der Serie erfolgte.

Die Spieler des SC Langenthal beim Einlauf ins Stadion (Bild: zweiteliga.org).

Trotz 100 Pleiten: Trainer-Harmonie in der NLB

Bald sind in der NLB 100 Spiele ausgetragen, entsprechend wurden nicht nur 100 Siege sondern auch 100 Niederlagen eingefahren. Dennoch wurde in der laufenden Spielzeit noch kein Trainer entlassen – warum diese Harmonie, wenn sich das Trainerkarussell normalerweise zur Nationalmannschaftspause eingangs November mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stets zu drehen beginnt. Aus verschiedenen Gründen scheinen derzeit alle CEOs und Sportkommissionen in der Liga zufrieden.

Rapperswil Jona Lakers: Kein Absteiger trat in den letzten Jahren in der neuen Liga von Beginn weg stark auf, Basel, Lausanne und die SCL Tigers tauchten zunächst alle. Coach Jeff Tomlinson wird die malerische, st. gallische Seedamm-Idylle wohl noch lange geniessen dürfen.

SC Langenthal: Der SC Langenthal prägt die NLB-Tabellenspitze mit, eher wird die Eishalle Schoren in Jason-O’Leary-Arena umgetauft, als dass Trainer Jason O’Leary in die Wüste geschickt würde.

EHC Olten: Der Finalist der letzten Saison steht heuer regelmässig auf dem Leader-Thron. Entsprechend wenig gibt es an Trainer Heikki Leime auszusetzen.

La Chaux-de-Fonds: Der Start in die Saison mochte vergleichsweise verhalten gewesen sein, doch nun liegen die Neuenburger unter den ersten vier. Alex Reinhard dürfte keinen Grund zum Zittern haben.

HC Ajoie: Der HC Ajoie ist die Überraschungsmannschaft schlechthin und rangierte zwischenzeitlich in der Top 3. Eher wird Trainer die Gary Sheehan zum Jurassier des Jahres gewählt, als dass er entlassen würde.

Hockey Thurgau: Der HCT liegt im Mittelfeld, in der Ostschweiz ist das irgendwie Weltrekord. Zudem würde wohl zuerst die Eishalle Güttingersreuti geschlossen, bevor Trainer Christian Weber entlassen würde.

EHC Visp: Das Team wurde zum Saisonstart deutlich verjüngt und findet sich nun auf eigenem Eis zusehends besser. Vier Heimniederlagen in Folge folgten zuletzt vier Siege in sechs Heimspielen. Deshalb sollte es auch für ihn nicht eng werden, obschon er womöglich derzeit jener Coach ist, der in der Liga am stärksten gefährdet ist.

Red Ice: Das Budget von Red Ice Martigny gehört zu den kleineren in der Liga, aufgrund der Ausgeglichenheit der Liga sind die Walliser aber mit dem Mittelfeld in Tuchfühlung. Für Trainer Albert Malgin besteht somit kein Grund zur Panik.

EHC Winterthur: Der Aufsteiger tritt ohne Ausländer in der ersten Saison an. Ziel ist, kein Minus einzufahren und regelmässig zu Punkten. Dass die Mannschaft nicht auf dem letzten Platz liegt, führt eher dazu, dass in Winterthur eine Strasse nach Markus Studer benannt wird, als dass er entlassen wird.

GCK Lions: Sinn und Selbstzweck des Farmteams der ZSC Lions ist der Einsatz junger Talente. Der Tabellenplatz spielt eine derart untergeordnete Rolle, dass jeder Bundesangestellter verglichen mit dem Coach – seit längerem Matti Alatalo – auf einem Schleudersitz sitzt.

Albert Malgin, Trainer von Red Ice Martigny (Bild: Wikipedia/SBo).
Albert Malgin, Trainer von Red Ice Martigny (Bild: Wikipedia/SBo).