Am Höheflug der albanischen Fussball-Nationalmannschaft ist ein Spieler des FC Luzern beteiligt. Erstmals ist das Team bei einer EM-Endrunde dabei. FCL-Mittelfeldspieler Jahmir Hyka bestritt mehrere Qualifikationsspiele.
«In letzter Zeit bin ich vielfach darauf angesprochen worden», bilanziert Hyka im Gespräch mit dieser Zeitung. «Ob ich im Aufgebot Albaniens dabei bin, entscheidet letztlich der Trainer. Seit mehr als einem Jahr war ich nicht mehr dabei.» Beim FC Luzern wird der 28-Jährige regelmässig eingesetzt und er hofft auf ein positives Signal aus Tirana, wo er einst zur Welt gekommen ist.
«Die albanische Nationalmannschaft hat eine grosse Steigerung durchlaufen. In der Gruppenphase konnten wir gegen grosse Mannschaften antreten und gegen sie Punkten.» Namentlich gegen Portugal und Serbien. «Wir haben gezeigt, dass wir gegen die grossen Teams bestehen können.»
Das Gesprächsthema
Erwartet habe niemand aus dem Nationalteam, dass die EM-Endrunde erreicht werde. «Inzwischen hat aber jede Mannschaft Hoffnung gewonnen. Im Moment können auch die Kleinen gut mitspielen. Im Fussball ist es mittlerweile so geworden, dass man mit guter Defensive auf die Chancen lauern kann.» Nach dem 1:0-Sieg in Portugal habe man grosses Vertrauen gewonnen.
Nach der EM wird anschliessend vor der WM sein. «Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft dürfte schwieriger werden.» Dies weil bei der EM 24 europäische Teams starten, an der WM sind es deutlich weniger, nämlich deren 13.
Bei grossen Mannschaften
«Womöglich haben wir uns deshalb qualifiziert. Für unsere Nation und die Medien ist es etwas Besonderes. Die Freude ist nun in der Zeit vor dem Turnier sehr gross. Es ist ein grosses Gesprächsthema» hat Jahmir Hyka beobachtet.
«Wir haben einen grossen Schritt gemacht, viele von uns albanischen Spielern sind in guten Ligen», bilanziert Hyka. Torhüter Etrit Berisha spielt beispielsweise bei Lazio Rom, Elseid Hysaj beim SSC Neapel, Captain Lorik Cana beim FC Nantes, Rey Manaj bei Inter Mailand und so weiter. «Das ist mit ein Grund, warum wir mittlerweile auf einem hohen Level spielen.» Durch das Engagement bei grossen Clubs, ist auch das Nationalteam eine grosse Mannschaft geworden.
Duell gegen die Schweiz
Das erste Spiel an einem grossen Turnier bestritt Albanien gegen die Schweiz (die Eidgenossen siegten 1:0). «Schweiz gegen Albanien – das erlebte ich schon in Luzern, als wir gegen die Schweiz spielten. Das war eine grosse Freude, da viele Albaner in der Schweiz leben.»
Eine der beiden Mannschaften sollte weiterkommen, bilanziert Jahmir Hyka. «Auch wenn die Schweiz zuletzt eine nicht so gute Phase hatte: Die Qualität ist da. Ich denke, dass die Schweiz etwas die besseren Chancen hat – doch im Fussball ist alles möglich.» Wer ein Spiel gewinne habe bereits grosse Chancen weiterzukommen. «Albanien hat nichts zu verlieren, mit der Qualifikation ist das Ziel erreicht, wir können ohne Druck antreten.»
Vor einem Jahr hat Albanien ein Testspiel gegen Frankreich gewonnen, «aber jetzt sind sie in einer sehr guten Phase», blickt er auf den einen der drei Gruppengegner, «gegen Rumänien und die Schweiz ist alles offen.»
Auch wenn Jahmir Hyka nun kein Aufgebot erhalten hat – etwas kann ihm niemand nehmen: Er war Teil der Mannschaft, die sich für die EM qualifiziert hat.
Albanien wie die Schweiz
Was jetzt in der albanischen Fussball-Seele geschieht, erinnert an die Euphorie, die in der Schweiz herrschte, als Roy Hodgson die Eidgenossen erstmals nach 29 Jahren wieder an eine Endrunde führte. Damals, als es im letzten Gruppenspiel eines Sieges über Estland bedurfte. Die Nation stand wie ein Mann im Hardturm hinter der Equipe, die sich mit 4:0 durchsetzte. Detail am Rande: Die Schweiz musste damals – gleich wie Hykas diesmal – in der Gruppe gegen Portugal antreten, das Auswärtsspiel ging zwar 0:1 verloren, doch zuletzt qualifizierten sich Italien und die Schweiz (2:2 und 1:0 lauteten damals die eidgenössischen Sensationsresultate).
Daniel Gerber