Schicksalsduell FCW gegen FCZ

35 Runden vor Meisterschaftsende – respektive nach erst einem ausgetragenen Spiel – von einem Schicksalsduell zu schreiben ist dicke Post; aber nicht ganz abwegig. Denn wenn der FC Zürich sein Potenzial stets ausspielt, wird er über die 36 Matches gesehen, zu jenen Mannschaften gehören, die verhältnismässig wenig Punkte liegen lassen. Oft wird der FCZ meistens nur durch den Schlusspfiff zu bremsen sein.

Das dürfte auch in der Ostschweiz beim FC Wil bekannt sein. Und so steht der FCW daheim unter besonderem Zugzwang. Nach zwei Runden einem 0:6-Punkte-Rückstand in der Tabelle nachzurennen könnte ermüdend sein. Und dass ein grosser, früher Rückstand nur schwer abzutragen ist, zeigte letzte Saison der FC Aarau, wobei da das Hintertreffen über eine längere Phase eingehandelt wurde.

Dennoch wären sechs Zähler Rückstand nach zwei Runden für den FC Wil delikat. Auch dieser Club erklärte zum Ziel, mittelfristig in die Super League aufsteigen zu wollen, dazu stellt der Verein das zweitteuerste Kader der Challenge League auf den Platz, das mit Abstand teuerste Kader stellt der FC Zürich.

Wenn für den FC Wil eines der beiden Heimspiele gegen Zürich verloren geht, würde das Team bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen und ein weiterer Ausrutscher könnte das Ziel die höchste Spielklasse zu erreichen für womöglich viele Runden in weite Ferne rücken lassen. Ein Sieg dagegen würde die Startpleite beim FC Schaffhausen wettmachen.

Uli Forte, Trainer des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Ludovic Péron)
Uli Forte, Trainer des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Ludovic Péron)

Die Achse des Guten – von FCA bis FCZ

Gleich von Beginn weg dürften sich insbesondere drei Teams um den Aufstieg in die NLA duellieren, in der vergangenen Saison waren dies nur zwei Clubs, nämlich Lausanne und der FC Wil. Durch den starken Absteiger FC Zürich sowie der nun wohl von Beginn weg bereite FC Aarau wartet ab dem ersten Spieltag ein starker Fight um die vordersten Ränge.

Rein wirtschaftlich wird dem FC Zürich der höchste Marktwert seiner Mannschaft beigemessen, er beläuft sich auf rund 14,8 Millionen. An zweiter Stelle folgt der erneut nachgerüstete FC Wil, der bei mittlerweile 11,1 Millionen Franken angelangt ist, gefolgt vom FC Aarau mit einem geschätzten Kaderwert von 7,5 Millionen Franken; die tiefsten Werte der Challenge League belegen der FC Chiasso (rund 4 Millionen) und Le Mont (mit rund 4,2 Millionen / Quelle: Transfermarkt.ch).

Mit seinem Marktwert würde der FCZ sogar in der Super League nicht zuhinterst liegen, sondern auf dem achten Rang, vor dem FC Lugano, dem FC Vaduz sowie dem FC Thun. Der FC Wil operiert ebenfalls mit dem höheren Kaderwert als Vaduz und Thun.

Was die Spannung an der Challenge-League-Tabellenspitze anbelangt, bildet sich also von Aarau bis nach Wil eine «Achse des Guten», mit – von Ost nach West gesehen – dem FC Aarau, dem FC Zürich sowie dem FC Wil.

Der Letzigrund, die Heimspielstätte des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Nicholas B.).
Der Letzigrund, die Heimspielstätte des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Nicholas B.).

Challenge League ist jetzt die heimliche Super League

Die Challenge League ist die heimliche Super League. Durch den Aufstieg von Servette-Genf sowie den Abstieg des FC Zürich ist die zweithöchste Spielklasse nun zur heimlichen Super League geworden.

Selten war die Challenge League so gut bestückt, wie nun in dieser Saison, mit den aufstiegswilligen Teams FC Zürich, FC Aarau und erneut dem FC Wil ist der Konkurrenzkampf sogar noch gestiegen, da in der Spielzeit 2016/17 von Beginn weg gleich drei Mannschaften hart um die Aufstiegsposition ringen dürften – in der letzten Saison duellierten sich bekanntlich während längerer Zeit nur zwei Clubs um den Spitzenrang, da der FC Aarau erst auf die Rückrunde hin in die Gänge kam.

Natürlich traten auch in früheren Saisons namhafte, traditionsreiche Clubs in der Challenge League an, doch mit – in alphabetischer Reihenfolge – Aarau, Servette, Xamax und Zürich, sowie dem wirtschaftlich starken Wil ist die Liga in dieser Saison erstmals als «Super League 2.0» zu bezeichnen; selbst zu Zeiten der 16er-Liga war die zweithöchste Klasse kaum je einmal derart mit grossen Namen gespickt.

Das Stade de Genève von Servette Genf (Bild: Sanyam Bahga/Wikipedia).
Das Stade de Genève von Servette Genf (Bild: Sanyam Bahga/Wikipedia).

FC Zürich erneut in Finalissima

Vor zehn Jahren erkämpfte der FC Zürich in einer Finalissima den Schweizer-Meistertitel auswärts beim FC Basel. Jetzt, zehn Jahre später, stehen die Stadt-Zürcher wieder in einer Finalissima. Sogar in einer besonders eigentümlichen: Die beiden Cup-Finalisten machen gleichzeitig den Absteiger unter sich aus – eine der beiden Mannschaften wird in der Saison 2016/17 in der Challenge League willkommen geheissen.

Der FC Lugano und der FC Zürich dürften einen Doppel-Show-Down zeigen, wie ihn der Schweizer Fussball noch nie gesehen hat. Zunächst kämpfen die beiden Clubs im Fernduell gegeneinander um den Ligaerhalt. Der FCZ ist dabei auf einen Punktverlust der Tessiner daheim gegen den FC St. Gallen angewiesen, «nur» ein Sieg daheim gegen den FC Vaduz reicht nicht.

Und nur wenige Tage später, am Sonntag, 29. Mai, wartet im Letzigrund in Zürich das Direktduell zwischen den beiden Clubs um den Cup-Sieg. Eines der beiden Teams steht dann als Absteiger fest und kann sich mit dem Pokal-Gewinn revanchieren und in der kommenden Saison europäisch antreten.

Der Letzigrund, die Heimspielstätte des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Nicholas B.).
Der Letzigrund, die Heimspielstätte des FC Zürich (Bild: Wikipedia/Nicholas B.).